Doppelpack Zeitfahren im Corona-Herbst: King of the Lake & Monstertijdrit

Gleich zwei Zeitfahr-Perlen standen im Herbst auf dem Plan: das ‚King of the Lake‘-Zeitfahren rund um den Attersee und gleich am folgenden Wochenende das ‚Monstertijdrit‘, ein Zeitfahren über monströse 137 Kilometer.

Unterschiedlicher können Veranstaltungen kaum sein

Das KotL punktet mit einer superschönen, welligen und kurzweiligen Strecke mit ständigem Blick auf den Attersee. Malerisch trifft es glaub ich ganz gut. Trotz dem Corona-bedingten Verzicht auf das Herbstfest und das große Festzelt gibt es den ganzen Tag Programm, einen Livestream, Fanzonen an der Strecke und sogar ein paar kleine Verkaufsständer für Radteile, Bekleidung und Zubehör. Vor allem ist es immer wieder schön, Freunde wiederzutreffen und beim gemeinsamen Bier über das Rennen, das Leben und einfach miteinander zu quatschen.

Beim MTR dagegen: nichts davon. Hier gibt es vier 34,5 km lange Runden mit je 4 endlosen Geraden durch das total flache, nicht gerade spannende aber dafür windanfällige Poldergebiet in der Nähe von Almere. Die Startnummer und Transponder werden ausgegeben und es gibt Gelegenheit, seine Trinkflaschen abzugeben, die einem während des Rennens angereicht werden. Das wars.

King of the Lake – so war es

Im Vorfeld bin ich ja rekordverdächtig viel und lange (sehr lange) Touren gefahren. Training an der Schwelle hab ich dabei wohl ein wenig vernächlässigt, so dass ich das KotL quasi ohne spezifische Vorbereitung aus dem laufenden Betrieb gefahren bin. Die für meine Verhältnisse perfekte Runde 2019 auf dem Rennrad wollte ich diesmal auf dem Zeitfahrrad wiederholen, Zielzeit um die 1:10:00 h:mm:ss. Wurde es nicht ganz. Trotz guten Pacings taten die Wellen auf der zweiten Häfte des Kurses auf dem Zeitfahrrad mehr weh als erwartet, am Ende stand 1:12:26,37 auf der Uhr. Zufrieden aber ausbaufähig.

 

Monstertijdrit – so war es

Mit dem MTR hatte ich noch eine Rechnung offen. 2014 war ich hier gescheitert, falsch verpflegt und nach drei Viertel der Strecke war game over. (Hier der Bericht von damals).

Für das 2020er MTR war meine Vorbereitung vermutlich besser geeignet: Ausdauer sollte wirklich kein Problem sein, hier wäre eher die Frage, wie sich die Dauerhaltung in der Zeitfahrposition auf Nacken, Schulter und Rücken auswirken würde. Vier lange Runden also, angepeilte Fahrzeit vermutlich zwischen 3,5 und vier Stunden. Genug Raum also, unterwegs über Sinn und Unsinn solchen Tuns nachzudenken. Und sich rechtzeitig und regelmäßig zu verpflegen (wichtig!). Die Veranstalter, tiefenentspannte Niederländer, reichen gegen Ende von Runden zwei und drei Trinkflaschen, die man vorher abgegeben hat. Meine Ernährungsstrategie: 3 Flaschen zu je 0,5 Liter mit 30 g Malto und 15 g Fructose pro Flasche. Dazu ein Notfall-Koffein-Gel (hab ich nicht gebraucht).

Runde eins lief ziemlich easy, man richtet sich ein, versucht einen guten Rhythmus zu finden und kurbelt vor sich hin. Eine Gegenwindgerade fordert einen etwas stärker, ansonsten alles gut. Runde zwei fordert dann schon ein bisschen Konzentration, die ersten Schmerzen hier und da kommen. Und gehen. Gedanken ans Aufgeben sind irgendwie da, ich nehme sie aber nicht ernst. Also weiter. Runde drei, noch mehr Schmerzen, der Rücken. Immerhin nicht der Nacken, haha. Immer mal wieder in den Wiegetritt, danach schnell wieder klein machen, Kopf runter, weiter. Ende Runde drei: die Schmerzen gehen nicht mehr aber die letzte Runde beginnt. Ich weiß also, dass ich es diesmal schaffen werde. Die Wiegetritt-Phasen werden häufiger, das Tempo sinkt, aber egal, ich werde ankommen. Vor dem Ziel nochmal beschleunigen und die letzten Sekunden herausholen, etwas absurd nach mehr als dreieinhalb Stunden. Ziemlich zerstört aber glücklich ausrollen, zum Auto und dringend, ganz dringend auf die Suche nach Essbarem machen. Ach ja, die Zeit: 3:42:39,81. Wenig Raum für Verbesserung und ziemlich zufrieden.