Erfahrungsbericht: Zeitfahrsattel PRO Aerofuel Carbon

So ein Zeitfahrrad ist ja im Grunde eine Dauerbaustelle. Auf der ewigen Suche nach der optimalen Sitzposition wird ständig verändert, getestet, verworfen, wieder verändert und immer so weiter. Es ist eine Gratwanderung zwischen der optimalen, weil luftwiderstandminimierten Position und der, bei der man noch adäquat Leistung entwickeln kann.

Dabei spielt der Sattel eine nicht ganz unwichtige Rolle. Ist es schon im normalen Rennradlerleben ein Glücksfall, den richtigen Sattel zu finden, ist die Sache auf dem Zeitfahrrad nochmals komplexer:

die anzustrebende Aeroposition erfordert, dass das Becken auf dem Sattel möglichst frei nach vorne rotieren kann. Weil bei einem UCI-konformem Rad die Sattelspitze nicht beliebig weit nach vorne montiert darf, spielt neben der Beweglichkeit des Fahrers vor allem die Sattelform eine große Rolle. Um die UCI-Vorgaben leichter erfüllen zu können, sind Zeitfahrsättel in der Regel kürzer als normale Sättel, können also bezogen auf die Sitzfläche etwas weiter vorne montiert werden. Das in Aeroposition nach vorne gedrehte Becken bewirkt einen größeren Druck auf der Sattelnase. Sogenannte Split Nose Sättel sollen hier für eine angenehmere Druckverteilung sorgen.

Soweit die Theorie.

links: Prologo Zero TT CPC – rechts: PRO Aerofuel Carbon

In der Praxis habe ich bisher den Prologo Zero TT CPC gefahren, der zwar eine kurze Sattelnase hat, ansonsten jedoch im Bereich der Sitzfläche nicht besonders konturiert ist. In Aeroposition stellte sich immer ein etwas undefiniertes, kippeliges Gefühl ein – als balancierte man auf einem Rundprofil.

Deswegen teste ich aktuell den PRO Aerofuel Carbon, der nicht nur clever konstruiert ist, sondern auch noch unverschämt leicht: gerade mal 160 g bringt er auf die Waage.

Gewicht: 160 g

Die von der UCI vorgeschriebene Mindestlänge erreicht er durch eine nach hinten verlängerte Kunststoffschale, die als Sitzfläche allerdings kaum in Frage kommt. Für die anzustrebende Aeroposition hat er eine kurze, geteilte Nase, die dem Becken den nötigen Raum zum Drehen gibt.

Beim ersten Platznehmen fällt sofort die nach vorne orientierte Sitzposition auf. Die geteilte Nase ist gewöhnungsbedürftig und insgesamt ist die Kontur eher nicht für die lange Tour geeignet. Was aber ebenfalls auffällt: das Einnehmen der Aeroposition wird durch den Sattel begünstigt, die Form funktioniert also. Da ist nichts, was einen zurückhält. Die erste Testfahrt verlief denn auch rundum überzeugend: mehr Tempo mit weniger Watt auf der Referenzstrecke sind ja unter dem Aero-Aspekt immer schön anzuschauen. Er darf also bleiben, der PRO Aerofuel Carbon. Wie sich das ganze Setup dann im Rennen bewährt, ist demnächst hier nachzulesen.

PRO Aerofuel Carbon auf dem Cervelo P2