Aerolab in GoldenCheetah: erste Schritte

Aerolab kann dabei helfen, den Luftwiderstand bei definierten Umgebungsbedingungen zu ermitteln – ganz ohne Windkanal! Allerdings wird ein Leistungmesser benötigt. Ein paar Gedanken, wie man an realistische Werte zum Rollwiderstand seiner Laufräder, dem Wirkungsgrad des Antriebs oder an Wetterdaten kommt, um die aktuelle Luftdichte zu bestimmen, schaden sicher auch nicht.

Um mit Aerolab zu arbeiten, muss zunächst im GoldenCheetah-Menü über Ansicht > Diagramm hinzufügen > Chungs Aerolab Analyse gewählt werden. In der Trainingseinheiten-Ansicht kann nun eine Einheit zur Analyse ausgewählt werden

Hier ein Beispiel: das Zeitfahren am 19.10.2014 in Issum. Eine Runde mit ordentlich Rückenwind zu Beginn und Gegenwind im zweiten Drittel. Dann Seitenwind und wieder kurz Rückenwind. Sicher nicht optimal für die Ermittlung präziser Werte – aber mal ein Anfang.

aerolab_2014-10-19_1

Die grüne Linie zeigt das echte, die blaue ein virtuelles, von der Software erstelltes, Höhenprofil.

Zunächst müssen ein paar Grundannahmen zum Rollwiderstand, dem Wirkungsgrad des Antriebs, dem Gewicht (Fahrer + Rad) und der Luftdichte getroffen und über die jeweiligen Schieber eingestellt werden (s. u.).

Rollwiderstandsbeiwert crr = 0,00425 —> (Beispielwerte)

Wirkungsgrad Antrieb eta = 0,97 (entspricht einer Verlustleistung von 3%)

Gesamtgewicht m = 84 kg (Fahrer + Rad)

Luftdichte rho = 1,222 —> (Berechnung)

Dann wirds spannend: mit dem Schieber für den Luftwiderstandswert CdA (Luftwiderstandsbeiwert cw * Angriffsfläche A) kann nun der Verlauf der blauen Linie beeinflusst werden. Hier im Beispiel habe ich aufgrund der Tatsache, dass es sich um eine geschlossene Runde handelt, den “virtuellen” Endpunkt (blaue Linie) mit dem echten Endpunkt (grüne Linie) auf die gleiche Höhe gebracht – schließlich komme ich nach der Runde am Ausgangspunkt auf der gleichen Höhe an.

aerolab_2014-10-19

Et voilà: es kann der sich ergebende Luftwiderstandswert CdA (hier 0,2272) abgelesen werden. Es gilt, dass niedrigere Werte bei gleicher Leistung eine höhere Geschwindigkeit ermöglichen. Hier im konkreten Beispiel muss beachtet werden, dass der Wert durch starken Wind (Seitenwind bewirkt Segeleffekte) sicher eine Spur zu optimistisch ist. Deswegen heißt es ab sofort: Daten sammeln. Je mehr, desto besser. Hier im Beispiel mehr als deutlich zu erkennen: anfangs schiebt der Rückenwind – es geht virtuell bergab (weniger Leistung nötig), dort wo die blaue Linie wieder steigt, herrscht Gegenwind – virtuell geht es bergauf (mehr Leistung nötig).

Natürlich können auch einzelne Abschnitte zur Deckung gebracht werden, was jedoch nur bei gut abschätzbaren Bedingungen, besser noch bei Windstille sinnvoll ist. Dabei hilft der Eoffset-Schieber, der standardmäßig deaktiviert ist. Häkchen entfernen und einfach die blaue Kurve mit Hilfe des Schiebers hoch oder runter schieben.

Anfangs also viel mit den Schiebern spielen und nach realitätsnahen Werten für die einzelnen Fahrwiderstände forschen.

Nach einiger Zeit ergibt sich dann ein schlüssiges Gesamtbild. Und – wenn man es richtig anstellt: Free Speed

(Beitragsbild: Courtesy NASA/JPL-Caltech)